Leibeigene und Sklaven sind besser dran als unsere Jugendlichen

verstrahltBericht einer Schulabgängerin. Die Suche nach einem Ausbildungsplatz ist schwieriger als allen bekannt. Nach Abschluss der Realschule mit einem Durchschnitt von 2,0, beginnt das Warten, nach einer Bewerbung, zu einer weiterführenden Schule in der das Abitur nachgemacht werden kann. In der Zeit des wartens muss über das Arbeitsamt an verschiedenen Maßnahmen teilgenommen werden. Es wird gelernt, wie man Bewerbungen schreibt und es wird bestimmt, an wen die Bewerbungen geschrieben werden. Zu Beginn wurde ich in eine öffentliche Einrichtung, Versorgung Behinderter,  geschickt. Dieses nannte man ein 4 wöchiges Praktikum, für die Aussicht auf eine Festanstellung für ein freiwillig soziales Jahr. Danach würde ich vielleicht eine Ausbildung erhalten. Nach den 4 Wochen in Vollzeit, in denen ich täglich 25 Kilometer hin und 25 Kilometer zurück fuhr, bekam ich keinen Cent ersetzt.

Die Busfahrkarte kostete 85 Euro. Ich bekam weder Essen noch Getränke. In der Hoffnung, dass ich übernommen werde, biss ich die Zähne zusammen und strengte mich besonders an. Alle waren mit mir sehr zufrieden und sie lobten mich. Zu einer Anstellung kam es leider nicht, da die Stelle schon vor einigen Monaten vergeben wurde. Meine Enttäuschung war groß. Danach musste ich wieder zu der Maßnahme beim Arbeitsamt um weitere Bewerbungen zu schreiben.
Weiteres Praktikum 4 Wochen in einem Kindergarten. Evtl. eine Ausbildung als Erzieherin? Ich putzte alle Räumlichkeiten und das gesamte Spielzeug für 0 Euro. Nach den 4 Wochen sagte man mir DANKE das hast du toll gemacht.

Weiteres Praktikum: Ein Discounter meldete sich, dass Lehrstellen zu vergeben sind. Für das 1. Lehrjahr sei die Entlohnung bei 850 Euro monatlich. Die Voraussetzung: Ein Praktikum von 2 Wochen! Kauf von Sicherheitsschuhen Preis 80 Euro.

Da ich sehr ländlich wohne, bleibt mir nichts anderes übrig, als eine 2 stündige Fahrzeit auf mich zu nehmen. Da ich auch oft Frühschicht habe, muss meine Mutter 25 Kilometer hin und zurück in Kauf nehmen, damit ich pünktlich zur Arbeit komme. Ich arbeite wie die anderen festangestellten mit vollem Einsatz. Waren in die Regale einsortieren, umräumen, einräumen. 8 Stunden mit einer Pause von 30 Minuten. Da ich auch dort kein Geld verdiene muss ich oft den ganzen Tag ohne Essen und Trinken auskommen, wobei es mir sehr oft schwindelig wird. Gestern konnte ich mir von zu Hause wenigstens einen Apfel mitnehmen. Durch die ganzen Vorleistungen ist das Geld bei uns sehr knapp. Meine Mutter ist alleinerziehend und ich habe noch 2 Geschwister unter 18.

Ich hoffe sehr, dass ich einen Lehrvertrag bekomme, denn der Leiter der Filiale ist mit mir sehr zufrieden. Ich bin nie zu spät gekommen und arbeite so viel ich kann.

Jetzt sind die 2 Wochen für das Praktikum vorbei und abends warte ich auf einen positiven Bescheid. Statt dessen sagte mir der Filialleiter, dass das Praktikum noch weitere 2 Wochen gemacht werden muss. Ich mache es, und hoffe weiter, darauf endlich eine Lehrstelle zu bekommen.