Frau Nahles will Bundeskanzlerin werden

Zuerst mal hatte ich Schwierigkeiten eine geeignete Kategorie für diese Meldung zu finden. Ich schwankte zwischen Krisenmelder und Prophezeiungen, entschied mich aber dann einfach nur für Deutschland. Die Spitzenpolitikerin, die schon in der Abizeitung als Lebensperspektive „Hausfrau oder Bundeskanzlerin“ angab, will „nur einen kleinen Ausfallschritt Richtung Hausfrau“ machen. Geht es danach wieder Richtung Bundeskanzleramt? Das hält Andrea Nahles offen: „Ich habe in meiner politischen Laufbahn ja schon einige schwere Abstürze erlebt, und eine Sache habe ich gelernt: Planen von
Karrieren ist zumindest in der Politik mit vielen, vielen Fragezeichen verbunden.“ Und die Generalsekretärin, die erst vor einem knappen Jahr in ihr Amt gewählt wurde, ergänzt: „Die ehemalige
Generalsekretärin Angela Merkel hat irgendwann zugegriffen, als sich die Gelegenheit ergab.“

„Es wird ein Mädchen“, verrät Andrea Nahles, 40, in der aktuellen Ausgabe des Magazins BRIGITTE (ab morgen im Handel). Einige Wochen in der Schwangerschaft waren allerdings nicht leicht, es gab Komplikationen: „Zeitweise waren bestimmte Blutwerte nicht die besten. Darum ging es mir einige Wochen gar nicht gut. Da kam schon Panik auf.“ Sie habe das Gefühl gehabt, „die Angst wird einem nicht genommen, eher im Gegenteil.“ Trotzdem blieben ihr Mann und die SPD-Linke, die sich vor kurzem als gläubige Katholikin geoutet hat, dabei: „Wir nehmen es, wie es kommt.“ Sie ließen keine Fruchtwasser-Untersuchung machen und auch sonst keine weitere Diagnostik: „Nicht alle Möglichkeiten auszureizen, sondern zu sagen: Wir sind auch bereit ein nicht perfektes Kind zu bekommen und zu lieben – da haben wir unsere Grenzen gespürt.“

Ihr Mann Marcus Frings wird sich im Wesentlichen um das Kind kümmern, das im Januar zur Welt kommen wird. „Emotional stelle ich mir das für mich unheimlich schwer vor. Ich weiß, ich werde unser Kind nicht so oft sehen, wie ich es gern hätte.“ Andererseits plane sie, schon bald nach der Geburt – ihre Auszeit soll bis zu den Landtagswahlen im März dauern – auf ihren Platz zurückkehren. „Mein Job ist einer, der Begehrlichkeiten weckt.“ Es gebe „einige“ von denen sie ganz genau wüsste: „Bei der ersten Gelegenheit, in der es schwierig wird, kann ich mit deren Solidarität nicht rechnen.“ Ausdrücklich sagt Frau Nahles: „Damit meine ich nicht nur auf den politischen Gegner, sondern befürchte das auch in meiner eigenen
Partei.“

Originaltext: Gruner+Jahr, BRIGITTE