Kindergeld für Kesselflicker

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Roma auf Berlins Straßen.
Roma auf Berlins Straßen.

Romas putzen Fensterscheiben in den Straßen von Berlin.

Im Oktober 2009 besuchte ich den damaligen Bürgermeister des Berliner Bezirks Neukölln, Heinz Buschkowsky, zu einem längeren Gespräch. Ich arbeitete damals an dem Buch „Deutschland schafft sich ab“ und bat ihn, von den Erfahrungen in seinem Bezirk zu erzählen. Er berichtete mir unter anderem, dass sich mittlerweile ein ganzes Dorf rumänischer Roma geschlossen in Neukölln angesiedelt habe und weitere Dörfer folgen würden.

Die Roma meldeten Gewerbe wie Kesselflicker oder Besenbinder an. Sie nutzten die Niederlassungsfreiheit in der Europäischen Union für gewerbliche Unternehmer und erwürben so Aufenthaltsrecht und den Anspruch auf Sozialleistungen wie Kindergeld, welches bei der hohen Kinderzahl der Familien sehr reichlich ausfalle. Er wisse gar nicht, wie er damit umgehen solle und wie die Kinder beschult werden könnten. Beim Innen-, Bildungs- und Sozialsenator stelle man sich tot und wolle davon nichts hören.

Es dauerte noch weitere vier Jahre, bis es bundesweit eine Debatte über den Zuzug von Roma aus dem Balkan gab. Diese erstickte aber bald in politischer Korrektheit. Die Zeitungsleser und Fernsehzuschauer bekamen zu hören, dass Deutschland Zuwanderung brauche, um seine Geburtenlücke zu füllen, außerdem seien die Zustände in den Roma-Dörfern des Balkans wirklich nicht zumutbar. Zumeist hielt man es für diskriminierend, von Roma zu reden, und sprach stattdessen lieber von Einwanderern aus Rumänien und Bulgarien.

Fünf Jahre nach meinem Treffen mit Heinz Buschkowsky leben Zehntausende rumänischer und bulgarischer Roma in der Stadt. Über den Erfolg des Schulbesuchs der Kinder, über die Integration der Eltern in den Arbeitsmarkt oder die Inanspruchnahme von Sozialleistungen gibt es keine offiziellen Daten. Im Straßenbild sichtbar wird der Zuzug durch die Zunahme von Bettlern, vor allem Kinder und junge Mütter mit Säuglingen .

Seinen Niederschlag findet der Zuzug seit einigen Jahren in der Berliner Kriminalstatistik: 2014 stieg die Zahl der gemeldeten Diebstähle in Berlin um 7,3 % an, darunter der Taschendiebstahl um 55 % und der Diebstahl aus Wohnungen um 5,1 %. (Berlin allein hat mittlerweile doppelt so viele Wohnungseinbrüche wie ganz Bayern) Der Berliner Polizeipräsident teilte dazu mit, es handele sich um „reisende Tätergruppen, die kaum unter Kontrolle zu bekommen sind und fast alle aus Südosteuropa kommen.“ Hätte er die Tätergruppe präziser eingekreist, wäre er wohl in Schwierigkeiten gekommen.

Der betroffene Bürger tappt im Dunkeln. Nimmt er die Aussagen der Politiker wörtlich, so mag er sich damit trösten, dass auch der Zuzug aus dem Balkan Beitrags- und Steuerzahler generiert und so seine künftige Rente sichert.

Der Zufall wollte es, dass die Pressekonferenz des Polizeipräsidenten zur Kriminalitätsstatistik mit zwei weiteren Ereignissen zusammenfiel:

– In Berlin grassierte eine Masernepidemie, und ein ungeimpftes Kleinkind war ihr erstes Todesopfer geworden. Zahlreiche Eltern aus dem Unterschicht- und Einwanderungsmilieu nehmen die kostenlosen Angebote zur Schutzimpfung nicht wahr: So kommt es, dass gegenwärtig in Neukölln 86 Masernfälle auf 100.000 Einwohner kommen, im bürgerlichen Charlottenburg-Wilmersdorf dagegen nur 20. Während der Gesundheitssenator Czaja (CDU) eine Impfpflicht forderte, wurde sie von Linkspartei und Grünen abgelehnt.

– Der Kultusminister von Mecklenburg-Vorpommern Mathias Brodkorb schlug Alarm: 37 % der Schulkinder können nach drei Schuljahren nicht richtig lesen und schreiben und erreichen nicht einmal den Mindeststandard der Kultusminister, weitere 26 % erreichen nicht den Regelstandard. Nur ein Drittel der Schüler kann also nach drei Schuljahren angemessen lesen und schreiben. Bis vor wenigen Jahrzehnten war es im deutschen Schulsystem der Standard gewesen, dass 90 % der Schulkinder nach dem Ersten Schuljahr lesen und schreiben konnten.

Dazu muss man wissen, dass Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern seit einigen Jahren eine gemeinsame, besonders „fortschrittliche“ Rahmenrichtlinie für den Deutschunterricht an Grundschulen verwenden. Danach sind u.a. Diktate abgeschafft, und die Kinder dürfen in den ersten beiden Jahren phonetisch schreiben. Brodkorb will jetzt untersuchen lassen, ob eine falsche Pädagogik zu den katastrophalen Ergebnissen führt. In Berlin, zuverlässig Pisa-Schlusslicht, sind die Ergebnisse wohl noch schlechter. Genaues ist aber nicht bekannt, weil sich die Berliner Bildungssenatorin Sandra Scheres zu solchen Fragen grundsätzlich nicht äußert.

Dreimal darf man raten, zu wie viel Prozent die Roma-Kinder in Berlin nach drei Schuljahren richtig lesen und schreiben können, wenn schon die deutschen Kinder in Mecklenburg an der Praxis der gemeinsamen Rahmenrichtlinie scheitern. Es werden, so vermute ich, keine 10 % sein. Ich kann das gefahrlos behaupten, denn es wird dazu in Berlin bestimmt keine Statistik geben. Nach dieser bewährten Methode vermeidet man zuverlässig genaue Kenntnisse über unerwünschte Sachverhalte.

In 15 Jahren werden wir hören, dass in Deutschland eine verlorene Generation vom Roma-Kindern herangewachsen sei, die den Anforderungen des modernen Berufslebens in keiner Weise entspreche. Grüne, Linkspartei und andere werden dann in ihren Pressemitteilungen Rassismus und Diskriminierung als Ursache geißeln und Sonderprogramme für erwachsene Analphabeten fordern. Zerstoben wird dann die Hoffnung sein, man habe für das alternde und schrumpfende Deutschland tüchtige Steuer- und Beitragszahler gewonnen.

Bislang galten die Deutschen als Weltmeister im Maschinenbau. Bald werden sie für ihre Meisterschaft bewundert werden, an dem Ast zu sägen, auf dem sie sitzen.

Quelle: Der Artikel ist zuerst auf „Die Achse des Guten“ erschienen, der Autor ist „Dr. Thilo Sarrazin“. Foto: © Flickr (alles banane)

http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/kindergeld_fuer_kesselflicker