Einmal Barbarei, wieder Barbarei: Wie tief die Ressentiments im britisch-deutschen Verhältnis reichen, belegen Akten aus Margaret Thatchers Büro von 1990, die jetzt erstmals öffentlich werden. iemand sollte dieses Dokument zu sehen bekommen. „Es wäre sehr peinlich und für unsere Interessen höchst schädlich, wenn die Inhalte dieser offenen Diskussion über einen unserer engsten Alliierten bekannt würden“, schreibt der Absender des Briefes, der zugleich Deckblatt ist für die folgende sechsseitige Zusammenfassung einer bemerkenswerten Veranstaltung: des „Deutschen Seminars“.„Confidential“ – strengste Geheimhaltungspflicht
Unterzeichnet, mit der klassisch britischen Phrase „Yours sincerely“, ist der Brief von
Charles Powell, Margaret Thatchers mächtigem Privatsekretär. Am Kopf und Fuß des Briefpapiers steht ein groß gedrucktes „Confidential“ – strengste Geheimhaltungspflicht. Das Wappen des Königreichs mit Löwe und Einhorn prangt auf dem offiziellen Bogen von 10 Downing Street.
Es handelt sich um eine sechsseitige Zusammenfassung des „Seminars on Germany“. Ein hochbrisantes Zeugnis des massiven Misstrauens, das den Deutschen aus Großbritannien unmittelbar vor der Wiedervereinigung 1990 entgegenschlug. Und ein Dokument von großem historischem Wert, das in dieser Form jetzt erstmals das Licht der Öffentlichkeit erblickt, wiewohl sein Inhalt wiederholt kolportiert worden ist. Die britischen Nationalarchive in London haben am heutigen Freitag zahlreiche Akten der Regierung aus den Jahren 1989/90 freigegeben – aus genau jener Zeit, in der die Berliner Mauer fiel und das Verhältnis zwischen Briten und Deutschen auf eine harte Probe gestellt wurde.
Bundeskanzlerin Merkel hat sich zu den EU-Austrittsverhandlungen mit Großbritannien geäußert. Es solle einen spürbaren Unterschied geben, ob „ein Land ein Mitglied der Familie der EU sein will, oder nicht.“
Quelle: Die Welt
Wieder einmal. Denn wie die vergangenen Monate zeigen, belasten in schwierigen Zeiten auch heute noch alte Vorurteile die Beziehung. Seit der mittlerweile abgedankte David Cameron im Mai 2015 mit seiner Wiederwahl das Versprechen für ein Referendum zur britischen EU-Mitgliedschaft einlösen musste, kommen die einschlägigen Blätter und manche Politiker an den antideutschen Parolen einfach nicht vorbei. Erst recht, seitdem der Brexit harte Realität zu werden scheint.
Wieder wird da der starre, übermächtige Deutsche an die Wand gemalt, der sich vernünftigen britischen Interessen in den Weg stellt und gleichsam Europa unter sein Diktat. Im aktuellen Fall das der deutschen Kanzlerin Angela Merkel. „Merkels Obstruktionspolitik verheißt nichts Gutes“, titelte jüngst der konservative „Daily Telegraph“, weil Berlin sich an die europäische Abmachung hält, vor den offiziellen Brexit-Verhandlungen keine Zugeständnisse zu machen.