Pfandhäuser schiessen wie Pilze aus dem Boden

Gold wird immer genommen. Für manche ist das Versetzen von Gegenständen der letzte Anker in der Not. Pfandleiher gehören zu den höchst seriösen Institutionen. Wer Gold oder Silber besitzt sollte nicht gleich bei einem Engpass verkaufen, sondern eher beleihen. Auch wenn innerhalb der Kreditzeit von 3 Monaten der Goldpreis weit gestiegen ist, so bekommt man sein Gold zu dem Preis zurück, wie es beliehen wurde.Ich selber habe schon in so einer Situation gesteckt und war froh, dass ich sofort Bargeld bekam, unkompliziert und fair für 2 Monate. Vielen Menschen geht es finanziell schlecht, in Zeiten wie diesen. Für einige Familienväter, Rentner oder alleinerziehende Mütter ist es nicht einfach möglich die Miete, die Heizkostennachzahlung oder neue Klamotten für die Sprösslinge zu bezahlen.

Daraus entsteht Verzweiflung. Verzweiflung, die zu ungewöhnlichen Maßnahmen verleitet. Die Mitarbeiter des Pfandleihhauses in Zimmern kennen hier so manches Schicksal. Seit rund einem Monat gibt es das Pfandleihhaus & Auktionshaus Weber der Firma Weber Edelmetalle- eine Einrichtung, die „eine wahnsinnige Resonanz erfährt“, wie die Sekretärin Sandra Weber berichtet.

„Bei uns haben Menschen die Möglichkeit, Wertgegenstände wie Schmuck, Uhren, Kunstgegenstände oder auch Baumaschinen zu beleihen“, erklärte sie. Im Regelfall tun sie dies, weil sie gegenwärtig Geld benötigen, um etwa eine Zahnarztrechnung oder die Miete bezahlen zu können, wie Weber sagt.

Dieser Schritt fällt den meisten nicht leicht, wenn sie Familienschmuck oder wertvolle Erinnerungsstücke zu Geld machen müssen. Doch ist dies oft die letzte Rettung.

Der Ablauf ist wie folgt: Ein Kunde kommt beispielsweise mit einem Flachbildfernseher zum Pfandhaus und lässt den Wert des Gegenstandes von den dortigen Mitarbeiter schätzen. „In 99 Prozent der Fälle“, so die 37-Jährige,“bekommen die Kunden dann gleich das Geld bar ausbezahlt.“

Das Pfandleihhaus nimmt die Ware für drei Monate entgegen und gegen eine Gebühr können die Kunden die Ware nach Ablauf der drei Monate „auslösen“, sprich zurückkaufen. Tun sie dies nicht, wird die Ware in einer Auktion versteigert. Doch nicht nur Finanzschwächere würden das Angebot des Pfandleihhauses nutzen: „Es kommen nicht nur Hartz-IV-Empfänger, sondern Menschen aus allen Schichten der Gesellschaft zu uns“, erklärt Weber.

Die Finanzkrise macht sich deutlich bemerkbar. Manchen Kunden sei „anzusehen, dass sie mit dem letzten Tropfen Benzin auf den Hof gefahren sind“, so die Sekretärin: „Wir sind dann für einige der letzte Rettungsanker, um durch diese Durststrecke zu gelangen“. Besonders kurios: Seit kurzem gehört auch 600er-Mercedes Benz zu den beliehenen „Gegenständen“ in der Lagerhalle der Firma.

Ernst Weber, 52 Jahre alter Chef der Firma, verfügt als Mitglied im Zentralverband des Deutschen Pfandkreditgewerbes über jahrelange Erfahrung im Schmuck-,Edelstein-,Kunst- und Pfandgewerbe. Versteigerer ist er seit 1992 und Pfandleiher seit 1997. Die erste Auktion in der Lagerhalle der Firma ist für den Sommer geplant.