Der Papst im Parlament und die Heilige Messe

Nach der Rede im Parlament, bei der es um Menschlichkeit ging, um Recht und Unrecht, begann um 18:30 Uhr die Heilige Messe. Die Rede über materielle Werte hatte nichts mit der Kirche zu tun, es ging nur um Menschlichkeit. Wenn Benedikt darüber spricht, was den Menschen ausmacht, was eine Gesellschaft zusammenhält oder bedroht, wie Freiheit und Verantwortung, Individualität und Solidarität einander bedingen, dann ist er bei den Grundfragen unserer Existenz. Er spricht natürlich in seiner Weise darüber. Aber nur wer genau zuhört, ist anschließend fähig zum Dialog. Zuhören hat sich jedenfalls gelohnt. Was die Heilige Messe anbelangt, kann man nur sagen, dass solche Messen in der neuen Zeit zu begrüssen sind, Saxophon Klänge und angenehme Musik würden mich sogar wieder in die Kirche locken. Ja die Rede über Reben und den Weinstock, wer weiss eigentlich, was genau damit gemeint ist? Es ist nichts anderes als was uns Eckhart Tolle erklärt, nur eben mit noch verständlicheren Worten. „Jetzt, die Kraft der Gegenwart„.

 

 

Berliner Zeitung: Papastrede im Bundestag
22.09.2011 – 17:11 Uhr, Berliner Zeitung

Berlin
Joachim Frank kommentiert in der Berliner Zeitung:

Wenn
Benedikt zum Schutz von Humanität und Freiheit gegen unbestreitbare Bedrohungen
vorschlägt, sich neben universalen Vernunftprinzipien auch auf das Naturrecht zu
besinnen, zieht er hier erklärtermaßen katholische Traditionslinien aus. Aber so
nachdenklich und zurückhaltend, wie er es tat, sollte dieser Gedanke zumindest
als satisfaktionsfähiger Diskussionsbeitrag durchgehen. Zumal ihn Benedikt mit
einem echten rhetorischen Clou servierte: Die ökologische Bewegung – und damit
irgendwie auch die Grünen, ausgerechnet – nahm der Papst als Kronzeugin für das
Ungenügen einer rein positivistischen Betrachtung der Welt: Es gebe das
Bewusstsein, dass die Erde „ihre Würde in sich selbst trägt“, was den Papst zu
dem Appell führte: „Wir müssen auf die Sprache der Natur hören und entsprechend
antworten.“ Die Würde des Menschen, ergänzt und interpretiert im Licht einer
„Ökologie des Menschen“ und einer „Würde der Natur“ – das sind dann schon
durchaus an- und erregende Denkanstöße. Als er sie präsentierte, mit
unschuldigem Blick durch seine Gelehrtenbrille, da schien beim früheren
Professor der akademische Schalk aufzublitzen – „in der Hoffnung, nicht zu viele
einseitige Polemiken hervorzurufen“. Nicht wieder, ist wohl zu ergänzen,
eingedenk der Aufwallungen nach seinem Mohammed-kritischen Zitat in der
Regensburger Rede 2006. Die Ansprache Benedikts im Bundestag sollte anders in
Erinnerung bleiben – als Dialogangebot eines katholischen Intellektuellen an die
säkulare Welt.

Nahles (SPD): Papst-Rede „sehr klug und humorvoll“ – Gysi (Linke):
Papst hätte sich zu Krieg und Armut äußern müssen – Künast (Grüne) freut sich
über ökologischen Bezug in Papstrede
22.09.2011
– 18:44 Uhr, PHOENIX

Bonn/
Berlin (ots) – Nahles (SPD): Papst-Rede „sehr klug und humorvoll“ – Gysi
(Linke): Papst hätte sich zu Krieg und Armut äußern müssen – Künast (Grüne)
freut sich über ökologischen Bezug in Papstrede – Brüderle (FDP): Papstrede
schärft Blick für die Grundlagen des Handelns

Andrea
Nahles, SPD-Generalsekretärin, lobte bei PHOENIX die Rede des Papstes im
Bundestag. „Es war eine sehr kluge, auch streckenweise humorvolle, auch
teilweise selbstironische Rede“, so Nahles. Über die Äußerungen des Papstes zur
Geschichte Europas zeigte sich Nahles „sehr angetan“. Dies zeige einen
verbindenden Moment, „jenseits von Debatten einer Euro-Krise,“ sagte Nahles bei
PHOENIX.

Gregor
Gysi, Fraktionsvorsitzender der Linkspartei, kritisierte im PHOENIX-Interview
das Fehlen wichtiger Themen in der Rede des Papstes. „Er hätte als Oberhaupt der
katholischen Kirche etwas zu Krieg und Frieden sowie zur Zunahme von Armut und
Reichtum auf der Welt sagen müssen. Es ist Aufgabe der katholischen Kirche, so
etwas zu kritisieren“, so Gysi. Die Aussagen des Papstes zu Naturrecht,
positivem Recht und seine Maßstäbe an Gerechtigkeit bewertete Gysi als „durchaus
interessant“.

Renate
Künast, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, zeigte sich im
PHOENIX-Gespräch angenehm überrascht, dass der Papst in seiner Rede die
ökologische Bewegung positiv bewertet hat. „Verantwortung für die Politik hat
sich durch die ökologische Bewegung und ihre Werte erweitert. Es hat mich
gefreut, dass wir der gleichen Auffassung sind.“

Rainer
Brüderle, FDP-Fraktionsvorsitzender, sieht in der Papstrede eine eindrucksvolle
Darstellung der Grundlagen verantwortlichen, freiheitlich-demokratischen
Handelns. „Man muss auf das Herz hören. Allein nur Recht und Organisation
perfekt zu mach ist zu wenig, “ so Brüderle. Es war jedoch nicht zu erwarten,
dass der Papst ein „Rezeptbuch für die aktuellen Probleme vorlegt. Aber es
schärft den Blick für die Grundlagen unseres Handelns,“ sagte Brüderle gegenüber
PHOENIX.

 

Originaltext: PHOENIX
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