Deutschland wacht auf

Der Bahnhof ist von schwarzen Polizeieinheiten abgeriegelt. Es sollen keine Demonstranten eindringen können. Bahn-Fahrgäste sind verunsichert. Doch die S21-Gegner befinden sich auf der Straße und auf den Plätzen rings um den Bahnhof. Dann beginnt die Zauninstallation. So ähnlich muss es auch beim Mauerbau in Berlin zugegangen sein. Bilder, die unsere moderne Demokratie symbolisieren.

Die Deutschen proben den direktdemokratischen Aufstand! Diese Überschrift findet man in den Schweizer Zeitungen. Die heutige Großdemonstration in Stuttgart legte den gesamten Innenstadtbereich lahm. Demo gegen den Bau des unterirdischen Bahnhofes und den Abriss des alten Bahnofes. Zur Demo waren 16.000 Menschen angemeldet, doch es waren weit aus mehr.

Der Zorn richtet sich gegen «Stuttgart 21», ein kolossales Bauprojekt im Herzen der Schwaben-Hauptstadt. Der alte Bahnhof soll teilweise abgerissen werden, an seine Stelle eine ultramoderne, unterirdische Station kommen. So wollen es der Stadtrat und die Landesregierung. So will es eigentlich die ganze Elite hier im Südwesten Deutschlands, inklusive CDU, SPD und FDP. Vier Milliarden Euro soll das kosten, mindestens. Vielleicht auch mehr. Die grösste Baustelle Europas. Zehn Jahre lang, mindestens. Was kann man haben gegen ein solches Projekt? Naturschützer stören sich daran, dass knapp 300 Bäume im Schlosspark gefällt werden sollen, Denkmalschützer wollen den alten Bahnhofsbau vom Anfang des 20. Jahrhunderts bewahren. Andere denken ans Geld: Da würden Milliarden für ein Grossprojekt rausgeworfen, aber an Schulen und Schwimmbädern gespart, sagen sie.

http://www.kopfbahnhof-21.de/

In der Nacht von Freitag auf Samstag rückte die Firma Wolff & Müller mit Baugerät an. Unter massivem Schutz einiger Hundertschaften Polizei wurde bis gegen 23 Uhr der Bauzaun errichtet. Tausende aufgebrachte Bürgerinnen und Bürger protestierten stundenlang friedlich gegen dieses Vorgehen. In der Innenstadt ruhte rund um den Hauptbahnhof der Verkehr.
Ab 2.8.2010 soll der Vandalismus beginnen.
Kommen Sie und protestieren Sie!

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